Noch um 1900 ist die Pflege fest in der Hand kirchlicher Orden, die oft vertraglich an Spitäler gebunden sind und nahezu das gesamte Pflegepersonal stellen. Nur langsam etablieren sich konfessionslose Schulen: 1899 gründet das Schweizerische Rote Kreuz in Bern eine erste Pflegerinnenschule. Hier lernen Frauen, als Pflegerinnen für die Gesellschaft tätig zu sein.
Im 20. Jahrhundert erfährt der Pflegeberuf eine Professionalisierung und Akademisierung. Der Prozess dauert lange: Erst 1992 werden in der Schweiz die Ausbildungsbestimmungen und Inhalte für Pflegeberufe vereinheitlicht. Sieben Jahre später schliessen die ersten Pflegewissenschaftlerinnen ihre Ausbildung ab. Heute wird Pflege an Berufsschulen, Höheren Fachschulen und Universitäten gelehrt.
Ausgezeichnete Schwestern
Nach erfolgreich abgeschlossener Ausbildung erhalten Pflegerinnen noch im 20. Jahrhundert neben einem Diplom ein Pflegeabzeichen. Es symbolisiert die Zugehörigkeit zu einer bestimmten Schule und stellt Hierarchien her. Hilfsschwestern oder Pflegerinnen in Ausbildung tragen keine Abzeichen. Das Emblem der Rot-Kreuz-Pflegerinnenschule im Berner Lindenhof trägt den lateinischen Schriftzug «Inter Arma Caritas» (Menschlichkeit zwischen Waffen) – bis 1961 das Motto des Internationalen Rot-Kreuz-Komitees.
«…dauernd im Weg»
Lehrmittel aus Wachs
Nicht nur Ärztinnen und Ärzte, sondern auch die Pflegefachpersonen müssen Krankheitsbilder erkennen. Das erforderliche Wissen wird in der Ausbildung vermittelt. Als Anschauungsmaterial dienen seit dem 19. Jahrhundert Moulagen: dreidimensionale, farbige Wachsnachbildungen, die Krankheiten realistisch wiedergeben. Im 20. Jahrhundert werden sie von Farbfotografien verdrängt, erleben in den letzten Jahren aber eine Renaissance. Moulagen zeigen häufig Hauterkrankungen oder auch verschiedene Arten des Säuglingsstuhls, dessen Beurteilung in der Kinderkrankenpflege wichtig ist.
«…nicht die Gescheiteste»
Statussymbol oder Arbeitsinstrument
Anfang des 19. Jahrhunderts nutzen Ärzte erstmals einfache Holzrohre, um den menschlichen Körper abzuhören. Im Verlauf des 19. Jahrhunderts erhalten Stethoskope die heute noch übliche Form: ein Bruststück, biegsame Schläuche und zwei Ohrstücke. Es wird zum Erkennungsmerkmal des Arztes, der es immer bei sich trägt. Bereits in den 1930er-Jahren horchen auch Pflegerinnen damit Blutdruckgeräusche routinemässig ab. In den 1960er-Jahren kommt sogar ein eigens für sie entwickeltes pastellfarbenes «Nursescope» auf den Markt.
«… ein wichtiges Arbeitsinstrument»
Wie viele Pflegerinnen und Pfleger arbeiten im Inselspital?
1852: 18 Pflegerinnen
1910: 63 Pflegerinnen
1928: 80 Pflegerinnen
1938: 105 Pflegerinnen
1948: 148 Pflegerinnen
1958: 235 Pflegerinnen und Pfleger (218 Frauen, 17 Männer)
1989:
938 Pflegefachpersonen (893 Frauen, 45 Männer)
139 Pflegerinnen und Pfleger
301 Spitalgehilfinnen und Spitalgehilfen
2020: 3195 Pflegefachpersonen